Skip to main content
Medizinstudentin, die Arzt werden will, hält eine Patientenmappe in den Armen und lächelt.
Stokkete/shutterstock.com

Der lange Weg zur Approbation - wie wird man Arzt oder Ärztin?

Gut ausgebildetes medizinisches Personal ist in Deutschland gefragt wie nie. Aufgrund des landesweiten Fachkräftemangels wurden in den letzten Jahren in vielen Universitätsstädten neue medizinische Fakultäten eingerichtet. Junge AbiturientInnen haben derzeit also beste Chancen, um einen Karriereweg als Arzt oder Ärztin einzuschlagen. Auf dem Weg vom Medizinstudium zur Approbation stehen für angehende Ärztinnen und Ärzte viele karriererelevante Entscheidungen an, die das spätere Tätigkeitsfeld beeinflussen.

In diesem Artikel:

Wie sieht der Arbeitsalltag von Ärztinnen und Ärzten nach der Approbation aus?

Ärztinnen und Ärzte arbeiten nach der Approbation in der Regel in Kliniken oder in ambulanten Arztpraxen. In jedem Umfeld warten andere Vorzüge und Herausforderungen: Klinikärzte haben besonders in Einrichtungen mit Notaufnahme lange Schichten und müssen flexibel sein. Bei selbstständig arbeitenden Medizinern mit eigener Praxis (erst nach dem Facharzt möglich) fallen zusätzlich zur Arbeit am Patienten auch viele wirtschaftliche und bürokratische Aufgaben an.

Tätigkeiten von Humanmedizinern mit Approbation im Überblick

  • Anamnese bei Patienten
  • Durchführung diagnostischer Untersuchungsverfahren
  • Patienten-Aufklärung und Ausarbeitung von Therapievorschlägen
  • Anleitung von therapeutischen Maßnahmen

Wie wird man Arzt in Deutschland?

Wer als Arzt arbeiten möchte, muss in Deutschland ein anerkanntes Medizinstudium haben. Ärztinnen und Ärzte mit Abschluss aus anderen EU-Ländern können ihre Approbation nach Abschluss einer Fachsprachprüfung erhalten, da die Gleichwertigkeit des Studiums bereits nachgewiesen wurde. Ärzte mit vergleichbaren Abschlüssen von Universitäten außerhalb der EU benötigen eine Berufserlaubnis, um in Deutschland praktizieren zu dürfen. Ist die Berufserlaubnis erteilt, bedarf es einer Kenntnisprüfung, um die Gleichwertigkeit des Humanmedizinstudiums festzustellen. Sind diese Hürden gemeistert, fehlt nur noch eine bestandene Fachsprachprüfung, um die Approbation in Deutschland zu erhalten.

Das Studium der Humanmedizin umfasst in der Regel 12 Semester inklusive eines Praxisjahres. Erst nach diesem Praxisjahr kann die Approbation beantragt werden. Haben Sie die Approbation erhalten, folgen anschließend je nach Fachgebiet mindestens 5 Jahre Facharztausbildung in Vollzeit. In Teilzeitbeschäftigung verlängert sich dieser Zeitraum entsprechend. In dieser Zeit arbeiten Sie als Assistenzarzt in einer Klinik oder Praxis. Ambulant sind bis zu 24 Monate der Weiterbildung zum Facharzt ableistbar. Eine Promotion zur Erlangung des Doktortitels ist optional und wird meist berufsbegleitend durchgeführt.

Welche Fachrichtungen für Ärzte gibt es?

Als Facharzt können Sie sich nach dem Medizinstudium in verschiedenen medizinischen Bereichen wie beispielsweise Chirurgie, Kardiologie oder Gynäkologie spezialisieren. Zahnärzte und Tierärzte belegen kein Studium der Humanmedizin, da für diese Berufsfelder eigene Studiengänge angeboten werden.

Arzt hält Vortrag vor einer Gruppe junger Medizinstudenten und hilft ihnen beim Arzt werden.
pics five/shutterstock.com

Wie bekommt man einen Studienplatz für Medizin?

Die Voraussetzungen für angehende Mediziner an öffentlichen Universitäten sind sehr streng. Beste Chancen auf einen Studienplatz haben Abiturienten mit exzellentem Numerus Clausus. 60 % der Studienplätze für Humanmediziner werden an Bewerber mit Bestnote im Abitur sowie Bestnoten in der erreichten Abiturpunktzahl vergeben. Abgesehen vom Numerus Clausus spielen für die Zulassung zum Medizinstudium weitere Faktoren eine Rolle:

  •  Mit einem anerkannten Test für medizinische Studiengänge (TMS) können Bewerber ihre Chancen auf einen Studienplatz verbessern und nötige Fähigkeiten für das Medizinstudium nachweisen.
  •  Berufserfahrung in einem medizinischen Berufsfeld wie eine abgeschlossene Ausbildung als Hebamme, Notfallsanitäter oder Pflegefachkraft wird an Universitäten ebenfalls anerkannt. Bei abgeschlossener mittlerer Schulbildung und einem Notendurchschnitt von mindestens 2,5 in der Ausbildung ist das abgeschlossene Abitur nicht zwingend erforderlich.
  •  Wer seine Berufsausbildung anerkennen lassen möchte, sollte mindestens 3 Jahre im medizinischen Umfeld gearbeitet haben.
  •  Mit einem Budget von 2.000 bis 20.000 Euro können sich Bewerber auch Studienplätze an Universitäten einklagen, wenn sie das Auswahlverfahren oder die begrenzten Kapazitäten für bestimmte Studienplätze anzeigen. Die Erfolgsquote für das Einklagen von Studienplätzen liegt bei bis zu 70 %.
  •  Auch private Universitäten bieten Studiengänge als Humanmediziner für zahlende Studenten an. Die Studiengebühren für private Medizinstudiengänge liegen etwa zwischen 6.000 und 12.000 Euro. Eine Approbation wird auch mit erfolgreichem Studienabschluss an einer privaten Universität anerkannt, wenn dieser den Anforderungen der Bezirksregierung entspricht.

Wie ist ein Medizinstudium aufgebaut?

Vor Abschluss des Studiums und damit dem Erhalt der Approbation müssen angehende Ärztinnen und Ärzte im Rahmen eines anerkannten Medizinstudiums zwei staatliche Prüfungen ablegen. Das 6-jährige Medizinstudium umfasst drei Teilbereiche mit abschließenden mündlichen, schriftlichen und praktischen Prüfungen:

1. Vorklinik

In den ersten zwei Ausbildungsjahren beschäftigen sich Studierende mit der nötigen Theorie in Vorlesungen und Seminaren. Mindestens drei Monate der vorlesungsfreien Zeit sollten angehende Ärzte mit freiwilligen Pflegepraktika in Kliniken verbringen, um erste Praxiserfahrung zu sammeln. Ohne Approbation dürfen Sie Patienten jedoch noch nicht behandeln. Die Vorklinik umfasst theoretische humanmedizinische Grundlagen mit den Schwerpunkten Anatomie, Physiologie und Biochemie. Nach Abschluss des sogenannten Physikums (erstes Staatsexamen) beginnt die klinische Ausbildungsphase.

Welche Anforderungen muss man zum Abschluss der Vorklinik erfüllen?

  • Insgesamt drei Monate Pflegepraktikum in einer Klinik
  • Erfolgreicher Abschluss aller erforderlichen Studienmodule
  • Absolvieren eines Sezierkurses zum Studium der menschlichen Anatomie
  • Abschluss des Physikums (zweitägige mündliche und schriftliche Prüfung mit bundesweit genormten Multiple-Choice-Fragen)

2. Klinik

In der Klinik befassen sich Studierende mit relevanten klinischen Fachrichtungen wie Chirurgie, Pathologie oder Neurologie. Die Studierenden kommen im Klinikunterricht zum ersten Mal in Kontakt mit Patienten und lernen verschiedene Krankheitsbilder und Heilungsmethoden kennen. Auch dieser Studienabschnitt wird mit einem Physikum abgeschlossen und muss durch ein Praktikum (Famulatur) begleitet werden.

Welche Anforderungen müssen Medizinstudenten in der Klinikphase erfüllen?

  • Alle erforderlichen Studienmodule müssen erfolgreich abgeschlossen werden. Innerhalb einzelner Module haben Studierende je nach Angebot der Universität verschiedene inhaltliche Auswahlmöglichkeiten.
  • Die Famulatur umfasst ein 120-tägiges Praktikum, das zum Teil in ambulanten Einrichtungen (30 Tage) und in Hausarztpraxen (30 Tage) absolviert werden kann. 60 Tage der Famulatur-Zeit müssen in einem Krankenhaus absolviert werden.
  • Zum Abschluss der Klinikphase wird der schriftliche Teil des zweiten Staatsexamens in einer dreitägigen Prüfung mit insgesamt 320 genormten Fragen absolviert (Hammerexamen).

3. Praktisches Jahr

Im praktischen Jahr arbeiten angehende Ärzte in Kliniken und Ambulanzen und sammeln praktische Erfahrung im Berufsalltag zur Vorbereitung auf die Zeit nach der Approbation. Je vier Monate des praktischen Jahres müssen in Kliniken in den Bereichen Chirurgie und Innere Medizin abgeleistet werden. Vier weitere Monate kann der Arzt sich einer Fachrichtung seiner Wahl widmen und entweder in Kliniken oder in Facharztpraxen Erfahrungen sammeln. Um im praktischen Jahr tätig zu sein, ist noch keine Approbation notwendig.

4. Abschluss des Medizinstudiums

Zum Abschluss des praktischen Jahres absolvieren Medizinstudenten den mündlichen Teil des zweiten Staatsexamens. Die Prüfung besteht aus einem mündlichen und einem praktischen Teil, in dem der angehende Arzt selbstständig Patientengespräche führen und Therapiepläne aufstellen soll. Inhaltlich werden in der Prüfung neben Innerer Medizin und Chirurgie auch zwei medizinische Fachbereiche abgefragt, von denen einer selbst gewählt und der andere zufällig zugeteilt wird. Herzlichen Glückwunsch - Ihrer Approbation steht nun nichts mehr im Wege!

Junge Ärztin zeigt Arzt eine Patientenmappe
Minerva Studio/shutterstock.com

Wie erhält man eine Approbation als Arzt?

Nach abgeschlossenem zweiten Staatsexamen sind Absolventen dazu berechtigt, ihre Approbation als Ärztin oder Arzt zu beantragen. Junge Ärztinnen und Ärzte mit Approbation arbeiten für 5 - 6 Jahre als Assistenzkräfte und können anschließend eine Facharztprüfung für ihren gewählten Fachbereich bei der zuständigen Ärztekammer ablegen.

Welche Weiterbildungschancen haben Ärzte nach der Zeit als Assistenzarzt?

Im Anschluss an die Tätigkeit als Assistenzarzt stehen Ärztinnen und Ärzten verschiedene Karrieremöglichkeiten offen. Neben der Habilitation an einer Universität gibt es auch in Kliniken verschiedene Aufstiegschancen:

  • Eine Facharztausbildung dauert bis zu 6 Jahre und wird mit einer Prüfung bei der zuständigen Ärztekammer abgeschlossen.
  • Oberärzte sind für eigene Klinikbereiche verantwortlich und weisen Fachärzte und Assistenzärzte an. Auch die Ausbildung im Praxisbereich wird von Oberärzten übernommen. Hinzu kommen diverse Dienste im Hintergrund wie beispielsweise Rufbereitschaft.
  • Leitende Oberärzte / Sektionsleiter sind direkt dem Chefarzt unterstellt und übernehmen im Bedarfsfall dessen Vertretung. In Vorbereitung auf die nächste Karrierestufe - die Chefarztposition - übernehmen Leitende Oberärzte bzw. Sektionsleiter bereits erste verwaltungstechnische Tätigkeiten.
  • Chefärzte übernehmen verwaltungstechnische Tätigkeiten für Kliniken und sind verantwortlich für die Patientenversorgung und die Wirtschaftlichkeit von Einrichtungen. Als Chefarzt führen Sie nur selten selbst medizinische Behandlungen durch.

Wie schwer ist es, Arzt zu werden?

Obwohl das Medizinstudium als einer der anspruchsvollsten Studiengänge gilt, brechen jährlich nur etwa 5 - 11 % der Studierenden ihre Ausbildung vorzeitig ab. Hohe Zulassungsbeschränkungen und ein vielversprechendes und transparentes Berufsbild motivieren Lernende, ihre Ziele ambitioniert zu verfolgen. Um den Beruf als Arzt erfolgreich ausüben zu können, müssen Interessenten psychisch und körperlich belastbar sein, gutes Organisationstalent und exzellente Merkfähigkeit mitbringen.