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Ärztin und Arzt laufen über einen Gang im Krankenhaus
My Ocean Production/shutterstock.com

Als Ärztin oder Arzt in Teilzeit arbeiten: Das sollten Sie wissen

Gerade in der Medizin war das Angebot an Teilzeitstellen lange Zeit eher überschaubar. Als Ärztin oder Arzt in Teilzeit zu arbeiten, galt als verpönt. Mittlerweile, da die Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und Familie mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, wollen aber immer mehr Mediziner diese Möglichkeit nutzen. Was Sie beachten sollten, wenn Sie einen Antrag auf Teilzeitarbeit stellen möchten, erfahren Sie im Folgenden.

In diesem Artikel:

Kann man als Arzt oder Ärztin in Teilzeit arbeiten?

Als Arzt oder Ärztin ist es selbstverständlich möglich, in Teilzeit zu arbeiten. Allerdings sollten Sie die Entscheidung überdenken, wenn Sie noch in der Ausbildung sind. Während der ersten Jahre werden Sie nämlich mehr Zeit brauchen, die benötigten Voraussetzungen im Bereich der Weiterbildungszeiten zu erfüllen.

Im Anschluss an Ihr Studium wird in der Regel gefordert, dass die Karriere in Vollzeit beginnt. Insbesondere dann, wenn Sie in ein spezielles Fachgebiet einsteigen möchten, kann es daher ratsam sein, Vollzeit zu arbeiten.

Mögliche Gründe, als Arzt in Teilzeit zu arbeiten

Als Ärztin oder Arzt gibt es unterschiedliche Gründe, in Teilzeit arbeiten zu wollen:

  • Kindererziehung: Mit einer Teilzeitstelle als Arzt können Sie sich einfacher um die Familie und die Betreuung Ihrer Kinder kümmern.
  • Freizeit und eine ausgewogene Work-Life-Balance als Arzt sind manchmal ein Grund, sogar bereits als Assistenzarzt in Teilzeit zu arbeiten.
  • Weiterbildung oder ein berufsbegleitendes Studium.

Wie viel Sie dabei verdienen, hängt in erster Linie von Ihrer Position und Erfahrung ab. Im Durchschnitt liegen Fachärztinnen und -ärzte mit einem Teilzeit-Gehalt bei etwa 52.000 Euro pro Jahr. Das legt der Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern fest. Eine Einstiegsposition wird mit etwa 36.000 Euro honoriert, dabei wird allerdings zwischen einer halben und Dreiviertelstelle unterschieden. Außerdem können Sie in manchen Kliniken die Höhe Ihres Gehaltes aushandeln.

Die größten Verdienstmöglichkeiten bietet grundsätzlich eine eigene Praxis. Daher ist es immer lohnenswert, sich über die Finanzierung einer Arztpraxis zu informieren.

Diese Teilzeitmodelle gibt es

Wenn Sie als Ärztin oder Arzt in Teilzeit arbeiten wollen, können Sie verschiedene Modelle für sich nutzen.

  • Klassische halbe Tage.

Diese sind ideal für die Kinderbetreuung. Allerdings ist diese Aufteilung gerade in Kliniken manchmal problematisch, da die Übergabe oft mitten in der Schicht eines Kollegen stattfindet. Wenn die Abläufe eher kurz sind wie in der Funktionsdiagnostik oder einer Ambulanz, ist es aber durchaus möglich, halbe Tage zu arbeiten. Hinzu kommen Überstunden, die täglich anfallen können.

  • Eine Drei-Tage-Woche.

Dieses Modell ist besonders attraktiv, weil Sie in diesem Fall an einigen Tagen der Woche komplett ausfallen und somit auch keine Überstunden leisten müssen. Allerdings kann unter einer unterbrochenen Woche die Arbeitseffizienz leiden, da Sie nicht alle Verläufe mit begleiten können und auch die Patienten zwangsläufig wechselnde Ansprechpartner haben. Das kann auch unter Kollegen für Missgunst sorgen.

  • Abwechselnd eine Woche arbeiten und eine Woche frei nehmen: Dieses Modell kann gut im Klinikum geplant werden.

Für Assistenzärzte kann die Arbeit in Teilzeit Nachteile haben

Wie bereits beschrieben, bietet das Arbeiten in Teilzeit neben Vorteilen auch einige Nachteile – besonders für Assistenzärztinnen und -ärzte. So dauert die Ausbildung im Schnitt deutlich länger. Eine internistische Fortbildung kann bei einer halben Stelle beispielsweise insgesamt zehn Jahre beanspruchen. Auch die Rotation zwischen Abteilungen ist durch die reduzierte Arbeitszeit manchmal schwieriger umzusetzen. Nicht zuletzt sind Weiterbildungsangebote aufwändiger zu planen und umzusetzen.

Hat jeder Arzt ein Recht auf Teilzeitarbeit?

Ärztinnen und Ärzte dürfen in Teilzeit arbeiten, das garantiert das sogenannte Teilzeit- und Begristungsgesetz. Am 01. Januar 2019 ergänzte man es um das Recht auf Brückenteilzeit, sodass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit auch zeitlich begrenzt reduzieren dürfen. Die Brückenteilzeit muss dabei für mindestens ein Jahr bis maximal fünf Jahre beantragt werden. Allerdings dürfen Kliniken Teilzeit sowie Brückenteilzeit aus betrieblichen Gründen ablehnen. Im Gegenzug sind sie verpflichtet, präzise darzulegen, warum Teilzeitstellen nicht in den Betriebsablauf passen.

Welche Fachrichtungen eigenen sich für eine Teilzeitstelle?

Es gibt durchaus Kliniken, die für alle Fachrichtungen Stellenangebote in Teilzeit anbieten. Je größer das Haus oder der Klinikverbund sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, eine Stelle als Ärztin oder Arzt in Teilzeit zu bekommen. Gut eignen sich Fachabteilungen, in denen die Abläufe eng getaktet sind oder keine regelmäßige Übergabe ansteht, wie beispielsweise die Radiologie, die Funktionsdiagnostik oder eine Ambulanz.

Für Chirurgen ist es eher schwierig, eine Teilzeitstelle zu erhalten, denn deren tatsächliche Arbeitszeit ist oft unberechenbar. Ein Chirurg kann etwa eine Operation nicht einfach abbrechen, nur weil seine Schicht vorüber ist.

Ärztin in Teilzeit behandelt einen Patienten im Krankenhausbett
Jacob Lund/shutterstock.com

Wie viele Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Teilzeit?

In Deutschland ist Teilzeitarbeit auf dem Vormarsch – der Anteil an Frauen überwiegt. Bei angestellten Medizinern arbeiten etwa 25 Prozent in Teilzeit. In einzelnen Kliniken ist der Anteil deutlich höher. Bei Ärztinnen und Ärzten in der Weiterbildung liegt die Zahl niedriger, da hier Teilzeit ein Karrierehemmnis darstellt (Stand: Dezember 2021).

Wie sieht die Teilzeitarbeit in der Medizinbranche in der Realität aus?

Kliniken sind verpflichtet, dem Wunsch nach einer Teilzeitstelle so gut wie möglich nachzukommen – und der Anteil an Teilzeitanstellungen steigt. Allerdings schreiben sie eher Vollzeitstellen aus, da diese die Arbeitsorganisation erleichtern und weniger Planungsaufwand anfällt.

Oft gelten im Bereich der Teilzeit gerade Oberärzte oder Führungskräfte noch als Exoten. Hinzu kommt, dass in vielen Bereichen der Medizin kein striktes Dienstende möglich ist. Wenn beispielsweise kurz vor Dienstschluss noch ein Notfall eintritt oder ein Patient weitergehende Versorgung benötigt, fallen trotz des Teilzeit-Vertrages etliche Überstunden an, die ganz einfach nicht zu vermeiden sind. Das bringt der Beruf des Mediziners schlicht mit sich.

Außerdem fallen Vertretungsschichten an, wenn der Krankenstand hoch oder die Abteilung unterbesetzt ist.

Prinzipiell ist es heutzutage gut möglich, als Arzt in Teilzeit zu arbeiten und auch Karriere zu machen. Es hängt aber stark von der Größe der Arbeitsstätte und auch vom Fachbereich ab, wie gut das gelingen kann.

Überlegen Sie, was für Sie, Ihre Familie und Ihre Karriere das Beste ist und sprechen Sie Ihre Wünsche und Vorstellungen bei Ihrem Vorgesetzten ganz offen an. Vorteilhaft ist es, wenn Sie bei Problemen konkrete Lösungsvorschläge und Möglichkeiten aufzeigen. Wir bei der Hipo-Ärztevermittlung beraten Sie gerne.