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Klischeehaft aussehender Arzt steht selbstbewusst vor weißer Wand
OPOLJA/shutterstock.com

Der Halbgott mit Stethoskop: Wir räumen mit den typischen Ärzte-Klischees auf

Klischees über Berufsgruppen, Länder und Menschen sind so sicher wie das Amen in der Kirche. Dieses Schubladendenken kann mal für einen Lacher, mal aber auch für echte Missverständnisse sorgen. Auch Klischees über Ärzte und Ärztinnen gibt es viele: Von der Affäre mit der Assistenzärztin und einem überheblichen Charakter bis hin zu den überspitzten Krankenhausdramen à la “Grey’s Anatomy” – die Liste der Klischees über Mediziner ist lang. Heute möchten wir einigen Arzt-Stereotypen aus verschiedenen Fachrichtungen auf den Grund gehen. Dabei prüfen wir, ob es sich bei diesen Arzt- und Ärztinnen-Klischees um Realität oder absurde Fantasie handelt.

In diesem Artikel:

Die Klischees starten im Studium: Vorurteile über Medizinstudenten

Ehe Sie überhaupt im Traumberuf als Arzt angekommen sind und Ihren Verdienst dort generieren, gibt es bereits Vorurteile über Medizinstudierende 

1. Wilde Medizinerpartys: Es fließt viel Alkohol und das Studieren ist eher zweitrangig – so lautet ein weit verbreitetes Klischee über angehende Ärzte. Sie selbst wissen aber am besten, wie ein Medizinstudium aussieht: Harte Klausuren und Lernphasen bilden ein realistischeres Szenario ab. Die eine oder andere Medizinerparty gehört natürlich auch zum Studentenleben. Die gibt es aber bei Weitem nicht jeden Tag.

2. Die ewigen Streber: Medizin studiert man doch sowieso nur mit einem Abiturdurchschnitt von 1,0 und dafür muss man ein Streber sein. Meist wird aber übersehen, dass zahlreiche Studierende Wartesemester von mehreren Monaten und Jahren auf sich nehmen, um sich den Traum des Medizinstudiums zu erfüllen. Die Zulassung kann man außerdem durch andere Studienabschlüsse, Berufserfahrungen oder ein Auslandsstudium erhalten.

3. Arrogant und narzisstisch: Medizinstudierende behandeln Studierende aus anderen Fachgebieten wie Menschen zweiter Klasse. Sie seien arrogant und baden förmlich in Luxus. Stimmt das? Sie schütteln bestimmt gerade mit dem Kopf. Selbstverständlich können Sie auf Ihren Beruf stolz sein, immerhin mussten Sie dafür hart arbeiten und helfen nun Menschen. Der durchschnittliche Studierende muss sich aber meist genauso wie jeder andere mit einem spärlichen Budget, BAföG-Anträgen und Studienkrediten auseinandersetzen. Personen, die mit Arroganz auffallen, gibt es immer – dass das aber „typisch Arzt“ sein soll, ist nur ein weiteres Klischee gegenüber Medizinern und Medizinerinnen. 

Patientin wird für eine Operation von Anästhesistin narkotisiert
anek.soowannaphoom/shutterstock.com

Anästhesisten: Die faulen Kaffeetrinker

Ein beliebtes Vorurteil bei Ärzten und Ärztinnen ist, dass der Job eines Anästhesisten der einfachste sei. Die Kollegen würden sie schon von Weitem an den Kaffeeflecken erkennen. Immerhin hätten Anästhesisten im Vergleich zu anderen Spezialisten nicht viel zu tun: Kurz eine Betäubung setzen und dann ist Ruhe angesagt. Tatsächlich klingen die Erfahrungen von echten Anästhesisten aber anders: Während einer Operation müssen sie höchst konzentriert sein, um im Notfall direkt einzugreifen. Während die Chirurgen operieren, überwachen sie lebenswichtige Körperfunktionen des Patienten und arbeiten an den Dokumentationen.

Radiologen sitzen nur im dunklen Kämmerlein

Das Fachgebiet der Radiologie ist mysteriös. Einsame Arbeitstage in dunklen Räumen scheinen den Alltag zu dominieren. Außerdem sollen Radiologen Krankheiten nur erkennen und nicht wirklich heilen können. Tatsächlich befinden sich Radiologen oft in dunklen und warmen Räumen – dass sie aber mit so gut wie jedem medizinischen Bereich kooperieren, wird gern außer Acht gelassen. Dank medizinischer Fortschritte sind sie außerdem in der Lage, Krankheiten und schwierigen Operationen vorzubeugen. Ein gutes Auge und Feingefühl müssen sie auf jeden Fall mitbringen. 

Ärztinnen kämpfen auch heute noch mit klassischen Rollenbildern

Auch wenn wir inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen sind, müssen Frauen im Arztberuf immer noch um Gleichberechtigung kämpfen. Oft hadern Ärztinnen mit einem schlechteren Image und nicht selten wird nach einem „richtigen Arzt“ gefragt. Viel zu oft werden Ärztinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen intellektuell niedriger eingestuft – sie sollten sich für „einfache“ Fachrichtungen entscheiden, heißt es. Auch Frau Dr. Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. berichtet, dass nur 10 % der Chefärzte an deutschen Universitätskliniken Frauen sind. Grund dafür ist häufig, dass der Arztberuf und die eigene Familie oft noch schwierig miteinander zu vereinbaren sind. Dazu werden Männer meist belächelt, wenn sie Elternzeit nehmen wollen.

Klischeehaft gekleidete Ärztin steht lächelnd mit verschränken Armen in Behandlungszimmer
Konstantin Chagin/shutterstock.com

Klischees über Ärzte und Ärztinnen gibt es viele – die wenigsten stimmen aber

Vielleicht haben Sie das ein oder andere Arzt-Klischee bereits gehört oder wurden selbst damit konfrontiert. In den meisten Situationen können Sie versuchen, es mit Humor zu nehmen. Meistens resultieren diese Klischees über Klinikärzte und Mediziner aus anderen Fachbereichen eher aus Unwissenheit. Falls Sie aber mal mit schwerwiegenderen Klischees konfrontiert werden, scheuen sie nicht, damit aufzuräumen! Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche. So wie jedem anderen Arbeitnehmer gebührt aber auch Ihnen Respekt und Anerkennung für Ihre Arbeit.